Wie besprochen – es wird härter.
Unter der Premisse kann man die aktuelle Runde verstehen, in der die Damen vom TV Jugenheim sich jetzt behaupten dürfen. Die Kreisliga. Frisch aufgestiegen gab es vor der Saison noch ein Vorbereitungsturnier, um zu sehen, wie die anderen Mannschaften spielen. Außerdem eine gute Möglichkeit um sich selbst wahrzunehmen und aus Trainersicht – auch zu prüfen, wer aktuell gut mit wem kann und wer die Abläufe intus hat. An einem der ganz heißen letzten Sommerwochenenden wurden die „Mädels“ daher bei mehr als 5 Spielen mental und konditionell enorm gefordert. Trainer Martin Jünemann war mit dem Ergebnis zufrieden und das Team ging mit der Erkenntnis aus der Halle – es wird härter, aber wir haben was zu bieten.
Am ersten Spieltag präsentierte sich das Team komplett. Also konnten alle eingesetzt werden, der Gegner musste sich immer wieder neu einstellen und es blieb Platz für strategische Wechsel. Die Stellerinnen stellen zwischendrin sogar eigenständig auf das sogenannte 5:1-System um, so dass vorne 3 Angreiferinnen in der Luft waren, um die maximale Gefahr auszustrahlen. 3:0 – alles gut.
Am heutigen Spieltag waren einige verhindert – daher trat die Damenmannschaft mit 7 Spielerinnen an. Das lässt wenig Luft für Strategie und wenn´s anstrengend wird, dann muss frau da durch. Auerbach IV war der Gegner und hat wie in allen Jahren zuvor eine herausragende Stärke – der Ball fällt nicht auf den Boden, denn es passt immer eine Hand dazwischen. Es wurde also härter. Denn egal ob geschlagen, gelobt oder geworfen – der Ball wurde immer wieder von Auerbach geholt, aufgebaut und dann angegriffen. Und das taten sie gut. Standen die Jugenheimerinnen außen – wurden die Bälle nach innen gezogen. Standen sie hinten, kamen die Lobs. Und Abwehr ist nicht die die Domäne der Jugenheimerinnen. Zu viele Bälle gehen schon von der Annahme nicht gut zur Stellerin, was den Aufbau für den Angriff erschwert. Bei der Abwehr macht das den Aufbau noch schwerer. Im Angriff fehlte heute der Durchzug und eine echte Stärke der Jugenheimerinnen – der Aufschlag fiel heute auch häufiger aus. Und so begaben sich die Spielerinnen auf eine konditionelle und vor allem mentale Achterbahn. Der erste Satz wurde lange umkämpft, dann wurden die Mädels aber durch den Auerbacher Angriff so unter Druck gesetzt, dass sie diesen mit 19 Punkten schon nach nur 15 Minuten abgeben mussten. Im zweiten Satz standen sich beide Mannschaften in nichts nach. Hart wurde der Ball auf beiden Seiten umkämpft und das Spiel schwankte hin und her. Aber nach 30 Minuten anstrengender Spielzeit gewann Jugenheim knapp mit 22 Punkten. Im 3ten Satz nahmen die Jugenheimerinnen Fahrt auf. Anschlagserien, endlich auch Abwehraktionen auf dem Boden. Druck über die Mitte und das brachte Auerbach so aus dem Rhythmus, dass trotz heftiger Gegenwehr der Satz mit 25:18 an die Jugenheimerinnen ging. Der Satz hatte beide Mannschaften richtig Kraft gekostet. Und es wurde härter. Die fehlende Präzision in der Abwehr tat den Jugenheimerinnen jetzt richtig weh. Kaum ein Ball kam noch zum Zuspielpunkt, die Stellerinnen wetzten durch das Feld um den Ball im Spiel zu halten und da hier kaum noch ein Ball auf die Angriffsposition zu bringen war, fielen die Angriffe dazu noch drucklos aus. Direkte Anschlagfehler häuften sich und Auerbach ballerte aus allen Rohren. Es war wirklich sehenswert, dass im Prinzip jeder 3te Ball angegriffen wurde. Und wenn er nicht vorne am Netz war, dann brachte das Hinterfeld den Ball mutig und kräftig geschlagen auf die Jugenheimer Seite. Da riss der Faden und dann auch der Anschluss an den gegnerischen Punktestand schnell ab. Hatten die Jugenheimer Damen nach den 2 gewonnenen Sätzen gedacht der vierte wäre der letzte. Weit gefehlt. Auerbach präsentierte sich in Top Form und Spiellaune und gewann mit 25:16. Und jetzt? Ein Tiebreak? Wo man in den letzten 2 Jahren fast alles immer locker mit 3:0 gewonnen hatte? Betroffen und deutlich angestrengt standen die Spielerinnen vor dem fünften Satz am Feldrand. Doch Trainer Jünemann fand offensichtlich die richtigen Worte. „Ihr spielt auf gleichem Niveau und die sind genauso kaputt wie ihr. Es ist härter. Aber jetzt geht auf´s Feld, habt Spaß, spielt engagiert und gebt Gas“ Und sie fanden zu ihren Stärken zurück. Spielstand 6:3. Die Mädels freuten sich über gelungene Bälle, liefen zusammen und feierten gelungene Aktionen. Spielstand 8:4. Nach ein wenig hin und her legte dann Chiara eine Anschlagserie hin, die deutlich Luft und auf der gegnerischen Seite Frust brachte. Annahme und Abwehr wurden wieder beweglich und damit erfolgreich. Der Aufbau und der Angriff stand. Doch die Klasse ist härter. Auerbach hatte einen größeren Abstand verkraftet und arbeitete sich kontinuierlich wieder ran. Nächster Spielstand 12:9. Und wieder 2 Punkte für den Gegner, Jugenheim erkämpft nur einen. Stückchen für Stückchen… und es wurde hektischer. Auerbach wechselte taktisch noch mal bei 11:13. Beide Teams wurden jetzt lautstark gecoacht, feuerten sich gegenseitig an und wurden angefeuert. Doch Auerbach kam wieder ein Stückchen näher. Bei 14:13 zog Trainer Jünemann die letzte taktische Auszeit, um seinem Team noch mal Luft zu verschaffen. Trotzdem – der Ausgleich kam. 14:14. Aber die Damen hielten durch. 15:14 und Julia Arens durfte an den Anschlag. Deutlich entnervt von ihrer schwankenden Leistung bei den bisherigen Aufgaben ging sie hinter die Linie zur Aufgabe. Aber auch sie hatte sich stabilisiert. Gelungen! Und nur kurze Zeit später fielen sich die Jugenheimer Damen zum Freudentanz über ein gewonnenes Spiel in die Arme. Voller Stolz über das gewonnene Spiel bleibt die Erkenntnis, dass man auch bei viel Gegenwind durch eine tolle kämpferische Leistung gegen ebenbürtige Gegner bestehen kann. Es spielten Chiara Kamps, Aline Fuß, Sophia Oechsner, Julia Arens, Jeanny Wawra, Lina Hofmann und Vicky Wich. Trainer Jünemann und alle Beteiligten gratulieren den jungen Damen zum Sieg und blicken nun freudig einer neuen anspruchsvolleren Saison entgegen.
Martin Jünemann