Historie

„Jiu-Jitsu hat es mit manchen anderen großen Weisheiten, die von Generation zu Generation unter den Menschen lebendig sind, gemeinsam, daß über seinem Ursprung ein geheimnisvoller Schleier liegt.“
Hiro Hasegawa[1]

– in Bearbeitung –

Jiu-Jitsu wurde von Samurai praktiziert, um bei einem Verlust oder Verbot der Hauptwaffen (Japanisches Schwert (Katana), Speer, Schwertlanze, Bogen) waffenlos oder mit Zweitwaffen weiterkämpfen zu können. Es wurde zunächst als geheime Kunst nur innerhalb des Adels weitergegeben, im Laufe der Zeit wurde es aber auch von nichtadligen Japanern ausgeübt.

Ziel des Jiu-Jitsu ist es, einen Angreifer – ungeachtet dessen, ob er bewaffnet ist oder nicht – möglichst effizient unschädlich zu machen. Dies kann durch Schlag-, Tritt-, Stoß-, Wurf-, Hebel- und Würgetechniken geschehen, indem der Angreifer unter Kontrolle gebracht oder kampfunfähig gemacht wird. Dabei soll beim Jiu-Jitsu nicht Kraft gegen Kraft aufgewendet werden, sondern – nach dem Prinzip

„Siegen durch Nachgeben“

so viel wie möglich der Kraft des Angreifers gegen ihn selbst verwendet werden.

Geschichte und Realität

Den Ursprung für die meisten Budo-Sportarten vermutet man in Verbindung mit der über 3000 Jahre alten indischen Massagekunst, in der schon über 100 schmerz- und lebensempfindliche Stellen am menschlichen Körper bekannt waren. Genaue Herkunft und historischer Ursprung des Jiu-Jitsu sind unbekannt. Verschiedene Thesen, die einander nicht ausschließen, werden dazu genannt.

Erwähnenswert ist dazu folgendes:
Jiu-Jitsu ist offenbar im Zuge des Kulturaustausches durch Mönche und Händler nach Japan gekommen. Belegt ist aber auch, dass die Samurai waffenlose Kampfsysteme kannten, mit denen sie sich verteidigen konnten, wenn sie vom Pferd gefallen oder entwaffnet worden waren. Da das Sumo schon lange in Japan bekannt war, ist davon auszugehen, dass die Ringtechniken der Krieger in Rüstungen, die Kumiuchi genannt wurden, schon gewisse Griffe beinhalteten, die später im Jiu-Jitsu auftauchten.

Schon im 12. Jahrhundert hat es eine japanische Schule für den Handkampf gegeben, die von Shinra Saburo gegründet wurde. Inwieweit hier bereits chinesische Techniken Einfluss nahmen, ist nicht nachvollziehbar.
Der eigentliche Impuls ging vom Chinesen Chin-Gen-Pin aus, der 1659 nach Japan kam und dort drei Samurai in einer Art des chinesischen Boxens unterrichtete. Diese Samurai verbanden diese Techniken mit dem, was sie schon kannten und nannten es „Jiu-Jitsu“, die nachgiebige Kriegstechnik.

Nachdem das Jiu-Jitsu einmal bekannt war, wurde es an vielen Schulen, die ihre speziellen Techniken jedoch geheim hielten, vermittelt. In Büchern und Schriftrollen waren die verschiedenen Techniken zwar beschrieben, diese Dokumente blieben aber innerhalb der Schulen und wurden immer nur dem jeweiligen Oberhaupt übergeben. Während der Tokugawa-Zeit gab es über 100 Schulen für Jiu-Jitsu. Aus diesem Umstand erklärt sich die Vielfalt des Jiu-Jitsu.
In Japan selbst ist der Ausdruck Jiu-Jitsu weniger geläufig, als die unter diesem Sammelbegriff subsummierten traditionellen Schulen beziehungsweise Stilrichtungen wie Takeuchi, Tai Jitsu, Yoshin ryu, Shinyo ryu, Yawara, Aiki Jitsu der Daito ryu oder Hakko ryu. All diese Stile sind im Laufe des 20. Jahrhunderts vereinzelt nach Europa gekommen. Die meisten erreichten uns jedoch erst nach dem 2. Weltkrieg.

Jiu-Jitsu hat eine weltweite Verbreitung gefunden. Das Weltzentrum für Jiu-Jitsu, die Nippon Seibukan Academy in Kyoto, Japan, wurde 1968 durch die UNESCO als B-Mitglied international anerkannt. Japanisches Jiu-Jitsu, wie es heute noch in verschiedenen Stilformen überliefert wird, ist weit über seinen Selbstverteidigungswert hinaus ein Lebensstil von hoher Ethik, Ökonomie und Ästhetik. Wenngleich die Praxis einen sportlichen Aspekt hat, so ist Jiu-Jitsu nicht in erster Linie Sport.


  • [1]  Hasegawa, Jiu-Jitsu, Judo – Die Kunst der Selbstverteidigung, Lindau (Bodensee) 1957 , S. 19.